Kunst und Geschichte

 

Die Geschichte hinter der Geschichte

 

Seit es Kunst gibt, ist sie der Geschichte verschwistert: Historienmalerei hat Geschichte fixiert und idealisiert, die Gegenbilder der Moderne haben sie kritisch dekonstruiert, die Epoche der "Posthistoire" spielerisch re-inszeniert. Auch Anja Seelke hat bereits mehrfach die Bedeutung historischer Personen befragt: beim Bremer Erzbischof Gottfried von Arnsberg, der aus seiner Residenz vertrieben wurde und in Stade starb, beim dänischen König Christian IV., dem nicht nur die Gründung Glückstadts nicht recht glückte, bei Maria Aurora von Königsmarck, deren Karriere von der Mätresse August des Starken zur Pröpstin von Quedlinburg führte. Heinrich von Kleist und seiner Gedankenwelt hat Anja Seelke zu seinem 200. Todesjahr eine ganze Werkgruppe gewidmet.

Was längst Geschichte ist, ist keineswegs zu Ende. Vielmehr will es immer wieder aufs Neue angeeignet und aktualisiert werden, um Erfahrung zu bleiben. Ein Porträt kann – im Kontext von großer Geschichte, speziellem genius loci und ikonographischer Tradition – dazu einen sichtbaren Beitrag leisten. Es vermittelt einen aktuellen Zugang zu einer historischen Persönlichkeit und ihrer Zeit.

 

Die historischen Porträtprojekte von Anja Seelke versuchen, die Geschichte hinter der Geschichte zu sehen und der historischen Gestalt inhaltlich wie formal bisher ungesehene oder 'verdeckte' Facetten abzugewinnen, um sie für eine neue Sicht zu öffnen.